Digitale Unternehmen profitieren von Vorteilen, welche
analoge Unternehmen nicht nutzen oder nicht ausgleichen können. Ein stationäres
Geschäft ist auf eine Lokation, seine Öffnungszeiten, seine Mitarbeiter und
sein Angebot begrenzt. Die Skalierbarkeit einer Plattform kennt in Bezug auf Ort,
Kunden, Produkte und Transaktionen keine Grenzen.
Ohne Grenzen wachsen die Möglichkeiten. Das digitale
Geschäftsmodell nimmt genau diese Möglichkeiten auf. Dies ist das Herzstück der
digitalen Strategie. Das Ziel besteht darin, die Leistung zu steigern, die
Kosten zu senken, individuelle Services zu generieren und neue Zielgruppen zu
erschließen. Nutzen Sie diese Möglichkeiten zu Ihrem Vorteil!
Der Begriff des
Geschäftsmodells ist jung. Im Prinzip beschreibt das Geschäftsmodell, wie ein
Unternehmen Geld verdient. Die elegante Definition nach Osterwalder [1] fasst den Begriff wie folgt zusammen:
„Ein Geschäftsmodell
beschreibt das Grundprinzip, nach dem eine Organisation Werte schafft,
vermittelt und erfasst.“
Das digitale Geschäftsmodell stellt – im Gegensatz zu einem traditionellen Geschäftsmodell – die Möglichkeiten digitaler Technologien in den Vordergrund. Damit arbeitet ein Unternehmen direkter, ist immer erreichbar, sehr präzise, transparent, allumfassend, unermüdlich und individuell.
Ein Beispiel: Der Versandhändler Amazon ist immer geöffnet, jederzeit erreichbar, offeriert präzise Preise, kennt meine Wünsche, hat mehr als 300 Millionen Produkte und mehr als eine Milliarde Kunden. Gleichzeitig hat amazon.com wesentlich geringere Kosten, fast unbegrenztes Volumen und kennt jeden Kunden bis ins Detail.
Auch Amazon hat klein angefangen. Mit digitalen Geschäftsmodellen öffnen Unternehmen sich Möglichkeiten, mit denen sie ihre analogen Grenzen sprengen. Für den Erfolg ist es notwendig, die neuen Kräfte der Digitalisierung zu kennen und zu durchdringen.
Die Entwicklung eines digitalen Geschäftsmodells ist ein kreativer Prozess. Es gilt Ideen aufzunehmen, zu testen und wieder zu verwerfen, bis ein belastbares Ergebnis vorliegt.
Das digitale Geschäftsmodell braucht den spielerischen Freiraum genauso wie das digitale Denken und die betriebswirtschaftliche Ausrichtung. Erst dieser Dreiklang führt zum Erfolg. Für dieses Zusammenspiel ist die richtige Führung essenziell.
Das Canvas-Modell nach Osterwalder bringt die notwendige
Struktur in den Entwicklungsprozess. Es unterteilt das Geschäftsmodell in neun
Felder, die in sich schlüssig gefüllt werden müssen. Jedes Feld beschreibt eine
Facette des Geschäftsmodells. Die linke Seite skizziert die interne Sicht,
während die rechte Seite dem Kunden zugewandt ist.
Das Versprechen an den Kunden (Customer proposal) wird in
einer dezidierten Übung gezielt herausgearbeitet. Es gilt dem Kunden einen
Gewinn (Gain) zu bieten oder aber einen Schmerz (Pain) zu nehmen. Das
Canvas-Modell bietet Struktur auf einen Blick.
Traditionelle Unternehmen arbeiten mit einem analogen, aber bislang erfolgreichen Geschäftsmodell. Die Aufgabe, ein digitales Geschäftsmodell zu finden, gestaltet sich schwierig, denn es gilt das bisherige Geschäft weiterzuentwickeln und gleichzeitig die digitale Zukunft zu erschließen. Die Frage lautet: Wie viel Digitalisierung ist möglich? Es gibt verschiedene Ansätze, wie die Digitalisierung der Geschäftsmodelle vorangetrieben werden kann.
Die Entwicklung eines digitalen Geschäftsmodells ist ein
kreativer Prozess. Vorhandene erfolgreiche Geschäftsmodelle verschiedenster
Branchen sind perfekt als Vorlagen geeignet und erlauben ein Benchmarking.
Offensichtliche Erfolgsfaktoren lassen sich kopieren. Der entscheidende Schritt
zum eigenen Erfolg ist aber, die Magie des Geschäftsmodells zu entschlüsseln,
in seine Bestandteile zu zerlegen und sie für sich zu nutzen.
Die einfachste Form der Digitalisierung ist eine Digitalisierung,
die unvollständig erfolgt. Sie begrenzt das Vorhaben auf einen Teil des
Unternehmens, eine Niederlassung oder ein Land. Dieses Vorgehen erlaubt es,
Erfahrungen zu sammeln, denn dies nimmt die Komplexität und das Risiko. So kann
ein Teilbereich aus dem Marketing, dem Vertrieb oder dem Service digitalisiert
werden: Online-Kampagnen für das Marketing, ein Web-Konfigurator für den
Vertrieb oder eine Ersatzteil-Plattform für den Service. Andererseits können
Unternehmen beim Eintritt in neue Länder gleich digital vorangehen. Die
partielle Digitalisierung ist ein Schritt, aber kein Durchbruch.
Digitale Geschäftsmodelle für physische Güter brauchen
manuelle Tätigkeiten, um das Produkt zu produzieren, zu liefern oder um eine
Dienstleitung zu erbringen. Selbst das Geschäftsmodell des Internetgiganten
Amazon mündet in einer physischen Ausbringung. Die Ware muss letztlich verpackt
und ausgeliefert werden. Produzierende Unternehmen haben immer ein Produkt, das
bewegt werden will und sind somit prädestiniert für hybride Geschäftsmodelle.
Sie nutzen die digitalen Technologien, wo es möglich ist und reduzieren die
manuellen Tätigkeiten auf ein Minimum.
Digitale Güter sind disruptiv: Die Kosten für Herstellung
und Vertrieb sind marginal. Das Transaktionsvolumen ist unendlich, denn das
digitale Gut kann beliebig oft kopiert werden. Die Transaktionskosten laufen
gegen null, da es über eine Plattform vertrieben wird. Ein digitales Gut
besteht aus einem Datensatz, einer Information, aus Wissen oder einer
elektronischen Dienstleistung. Apple zum Beispiel hat die Musikindustrie
disruptiert. Das Unternehmen hat die Musik vollständig digitalisiert und
gleichzeitig mit iTunes – seinem digitalen Geschäftsmodell – den weltweiten
Vertrieb an sich gezogen. Die Entwicklung eines Geschäftsmodells auf Basis von
digitalen Gütern ist die höchste Form der Digitalisierung.
Die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle ist möglich. Es
ist notwendig, die eigenen Grenzen zu sprengen, die neuen Kräfte der Digitalisierung
zu nutzen und die betriebswirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Es gibt bereits
zahlreiche Vorlagen, die zeigen, wie es funktionieren kann. Mit uns ist die
Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle ein spannender Prozess, in dem Sie Ihr
Unternehmen strategisch neu ausrichten. Starten Sie in die digitale Zukunft!
[1] Osterwalder, A. und Pigneur,
Y. - Business Model Generation. S. 18.